Der Schemel

Endlich kamen Maria und Josef wieder in ein Dorf. Sie hofften, nun endlich wieder ein bequemes Lager zu finden, sich waschen und etwas Brot kaufen zu können. Doch als sie durch die wenigen Straßen gingen, sahen sie kaum eine Menschenseele. Nur ein alter Mann saß auf einem Schemel und starrte mit missmutigem Blick den Boden vor seinen Füßen an.

Maria und Josef blickten sich an, doch Josef nahm sich dennoch ein Herz.
„Seid gegrüßt!“, sagte er zu dem alten Mann. „Wir sind müde vom langen Fußmarsch und hungrig. Habt Ihr vielleicht ein Plätzchen für uns, um uns auszuruhen?“
Erst geschah gar nichts, dann hob der Mann den Kopf und funkelte Josef mit wütenden Augen an: „Was wagt Ihr es, mich zu stören! Schert Euch zum Teufel!“
Josef und Maria erschraken und gingen schnell weiter.

Im Vorbeigehen sahen sie ein kleines Gesicht, das hinter einem Fenster vorbeihuschte und sich schnell wieder versteckte. Maria blieb stehen und blickte zu dem Fenster, hinter dem zögerlich das Gesicht wieder erschien. Als Maria freundlich lächelte, grinste das Kind schüchtern zurück. Dann verschwand es wieder, doch plötzlich stand es an einer Hausecke und bedeutete Maria und Josef mit der Hand, zu ihm zu kommen. Die beiden folgten dem kleinen Jungen hinter das Haus.

„Hallo Junge, ich bin Maria und das ist Josef“, stellte Maria sie vor. „Und das ist unser Esel Esra. Wer bist du?“
Der Junge flüsterte schüchtern: „Johannes.“
„Sag mal, Johannes, warum ist hier im Dorf nur ein Mann zu sehen, und warum ist er so schlecht gelaunt?“, fragte Maria das Kind.
Da begann es, aus dem Jungen hervorzusprudeln: „Der alte Mann ist unser Dorfältester. Er ist immer böse auf alle, niemand kann es ihm recht machen. Es traut sich auch keiner mehr aus dem Haus, weil alle Angst haben, dass sie dann eine Strafe bekommen.“

Maria und Josef sahen sich wieder an. Sie wollten den Menschen hier im Dorf helfen, doch was konnten sie tun, um das Herz des Mannes zu erweichen?