Vor ein paar Tagen hatte ich meine kleine Freundin kennengelernt, die Fee namens Elindra. Jeden Tag hatten wir uns in meinem Zimmer zum Spielen getroffen. Einmal spielten wir Mutter, Kind, Fee mit meinen Stofftieren. Elindra flog dabei mit ihren kleinen Flügeln in der Luft und passte auf die Stoffkinder auf. Wenn eines zu weinen begann, schwang sie ihren Zauberstab, der vorn einen kleinen Stern hatte, und das weinende Baby schwebte in die Luft und wurde sanft hin und her geschaukelt. Das gefiel den Stofftieren sehr gut und ich fand es ganz toll und aufregend, eine Freundin zu haben, die zaubern konnte.
Am nächsten Tag spielten wir Kochen. Ich hatte Schüsseln und Rührbesen aus der Küche meiner Mama geholt und wir spielten Palatschinken backen. Als wir die Palatschinken fertig hatten, schwang Elindra wieder ihren Zauberstab, es machte „Paff“ und auf unseren Spieltellern lagen echte kleine Palatschinken. Sie schmeckten himmlisch!
Jeden Abend brachte ich Elindra zur kleinen Tür. Wir verabschiedeten uns und versprachen, uns morgen wieder zu treffen. Dann kletterte sie die Leiter hoch und verschwand in der winzigen Tür hinter meinem Schrank. Wenn ich nachmittags aus dem Kindergarten kam saß Elindra dann schon in meinem Zimmer, schaukelte an meiner Lampe oder hatte es sich auf einem Stofftier gemütlich gemacht.
Nur eines Tages konnte ich sie nirgends finden. Sie war weder an der Lampe, noch auf dem kuscheligen Bruno Bär, und auch nicht im Wohnzimmer meines Puppenhauses. Ich suchte sie überall. Plötzlich hörte ich draußen ein lautes Geräusch. Meine Mama war am Staubsaugen! Erschrocken rannte ich zu ihr und gab ihr wild mit den Armen fuchtelnd zu verstehen, dass sie den Staubsauger ausmachen sollte. Halb schreiend, halb weinend fragte ich dann: „Mama, hast du etwas Glitzerndes in meinem Zimmer eingesaugt?“
Mama strich mir beruhigend über den Kopf: „Keine Angst, mein Schatz. Ich habe dein Zimmer noch nicht gesaugt. Ich habe gerade erst im Flur angefangen.“
Ich war etwas beruhigt und ging wieder in mein Zimmer. Aber ich wusste trotzdem noch nicht, wo Elindra war.
Ich setzte mich vor die Tür und versuchte, sie zu öffnen. Doch es ging nicht, sie öffnete sich kein bisschen. Elindra hatte mir auch schon erklärt, dass nur magische Wesen die Tür öffnen können, aber ich war verzweifelt und wollte trotzdem unbedingt wissen, wo sie war. Also klopfte ich gegen die Tür. Doch niemand öffnete.
Gerade, als ich aufstehen wollte, sah ich im Augenwinkel etwas Glitzerndes aus der Tür huschen. Es war Elindra! Doch sie sah etwas traurig aus.
„Elindra! Ich habe dich überall gesucht!“, rief ich.
„Tut mir leid, dass ich dir nicht Bescheid gegeben habe“, antwortete die kleine Fee. „Ich habe vor lauter Spielen vergessen, dass meine Ferien zu Ende sind. Die Schule hat heute wieder begonnen.“
Ich war erstaunt. Ich hatte nicht gewusst, dass Feen in Schulen gehen.
„Was ist das für eine Schule?“, fragte ich sie.
„Die Schule für Zahnfeen. Ich werde bald eine echte Zahnfee sein“, sagte sie und schaute sehr stolz aus.
„Wow, das ist ja cool!“, sagte ich und tastete automatisch meine Zähne ab. Ein paar wackelten schon ein bisschen. „Wirst du dann auch meine Zahnfee sein?“
„Aber das hoffe ich doch!“, rief Elindra. Dann schaute sie wieder ein bisschen traurig und sagte: „Aber Zahnfeen arbeiten nur in der Nacht und schlafen am Tag. Da können wir dann gar nicht mehr so viel miteinander spielen.“
„Das ist aber schade“, sagte ich und dachte nach. „Und wenn du immer zuerst zu mir kommst und ich ein bisschen länger wach bleibe?“
Elindras Gesicht hellte sich auf: „Dann können wir wenigstens immer ein bisschen zusammen spielen! Und ich kann dir dann noch ein schönes Schlaflied vorsingen!“
Wir nahmen uns fest vor, das Beste daraus zu machen und immer Freunde zu bleiben. Aber zuerst blieben uns noch einige Nachmittage, an denen wir nach Elindras Schule und meinem Kindergarten die lustigsten Dinge miteinander spielen konnten.