Das Gras

Josef, Maria und Esel Esra waren weitergezogen. So schön es nun im Dorf gewesen war, mussten sie doch rechtzeitig zur Volkszählung in Bethlehem ankommen. Die dankbaren Dorfbewohner hatten ihre Taschen gefüllt mit gutem Brot und frischen Früchten, doch nun waren bereits einige Tage vergangen. Das Essen wurde wieder weniger und vor und hinter ihnen war weit und breit weder ein Dorf, noch ein Busch mit Früchten oder ein Fluss mit Fischen zu sehen. Esra, der kluge Esel, kaute extra lange auf seinen Rüben, um nicht so schnell wieder Hunger zu bekommen.

Doch eines nachts überkam er ihn mit voller Macht. Esra versuchte einzuschlafen, doch sein Magen knurrte ihn so gefährlich an, dass er dachte es sei ein Raubtier und erschrocken davonrannte. Josef und Maria schliefen am Lagerfeuer und bemerkten nicht, dass der Esel sich losgerissen hatte und nun ziellos durch die Steppe trabte. Seine Angst hatte sich inzwischen gelegt, er war sich sicher, dass es kein Tier gewesen war sondern sein Hunger, doch er fand nicht mehr zurück zu Josef und Maria.

Da stieg ihm plötzlich ein köstlicher Geruch in die Nase. Er lief weiter und auf einmal sah er in der Morgendämmerung – Gras! Er stürmte darauf zu und fraß sich so richtig satt.

Als es bereits hell geworden war, hatte Josef den vollgefressenen Ausreißer gefunden. „Hier bist du!“, rief er. „Ich habe dich schon überall gesucht! Was hast du denn da entdeckt?“ Esra hob seinen Kopf aus dem Gras und erkannte nun auch, dass er neben einer kleinen Oase stand. In der Mitte war ein kleiner Teich und außen herum standen Büsche, ein paar kleine Bäume und ganz viel saftiges Gras.

„Du bist ein kluger Esel!“, sagte Josef und klopfte Esra die Flanke. Dann ging er zu dem Teich, wo er tatsächlich einen Fisch fing. Mit dem Fisch und ein paar Beeren von den Büschen in der Hand kam er wieder zu Esra, der so viel Gras gegessen hatte, dass es nicht wusste, ob er noch laufen oder schon rollen konnte. „Komm, Esra“, sagte Josef, „lass uns zu Maria zurückgehen, sie wird sich freuen!“